Leder Gerberei von Innen

Wie wird Leder hergestellt?
Die Lederherstellung - Schritt
für Schritt erklärt

Lederprodukte begegnen uns überall im Alltag: Von Ledertaschen und -schuhen über Lederjacken und das Lederarmband unserer Uhr bis hin zum Lederlenkrad im Auto. Die Lederherstellung ist weltweit ein fester Bestandteil der menschlichen Kultur, denn es gibt kaum ein Material, das in Sachen Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit mit echtem Leder vergleichbar wäre. Der Verzehr von Tierfleisch und die Verarbeitung der Häute und Felle geht bis in die Steinzeit zurück und ist seither ein wichtiges Gut.

Woher kommt das Leder?

Nichtsdestotrotz ist es wichtig nach dem Wie und Woher zu fragen? Gerade bei supergünstigen Lederprodukten stellt sich die Frage, welche Herstellungsmethoden diesen Preis möglich gemacht haben. Zur Herstellung von Leder aus dem verderblichen Rohmaterial sind circa 40 kleine Arbeitsschritte notwendig. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass es sich bei Leder um die Haut von Tieren handelt, sollte man überlegen, wie günstig ein Lederprodukt eigentlich sein DARF.

 

Auch sollten die für das Leder verwendeten Häute immer ein Nebenprodukt der Fleischindustrie sein. Schlachtungen einzig für die Lederherstellung, mit der Entsorgung anderer wertvoller Rohstoffe wie Fleisch sind genauso inakzeptabel wie Tierquälerei. Hier ist Transparenz gefragt: Woher kommt das Leder, wie werden die Tiere gehalten, wie wird das Leder gewonnen und was passiert mit den übrigen Rohstoffen?

Von der Rohhaut zum Leder - Geschichte einer Verwandlung

Eine Ledermanufaktur kauft meistens die bereits fertig-gegerbten Lederhäute für die Weiterverarbeitung ein. Das reine Rohmaterial, die Tierhaut, ist ein zunächst leicht verderbliches, organisches Produkt. Erst durch die Verarbeitung wird das Rohmaterial zu einem widerstandsfähigen und haltbaren Endprodukt, das zu einer Ledertasche, -schuhen oder einer Ledercouch verarbeitet werden kann. Für diese Verwandlung ist ein aufwendiger Verarbeitungsprozess notwendig, der – je nach Lederart und Gerbverfahren – mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nimmt.

Lederbearbeitung in einer deutschen Gerberei

Die Gerbung

Während des Gerbens entsteht die Verwandlung des organischen Rohstoffs in widerstandsfähiges Leder. Durch die Gerbung wird die Tierhaut langfristig konserviert, indem die Gerbstoffe eine chemische Verbindung mit den Hautfasern eingehen. Hierdurch wird die Verwesung und Verhärtung der Tierhaut verhindert. Anschließend wird das Leder gefärbt, gefettet, geschliffen und möglicherweise auch geprägt.

 

Grob wird zwischen der echten und der unechten Gerbung unterschieden. Bei der echten Gerbung ist die Verbindung zwischen der Hautfaser und den Gerbstoffen irreversibel, also dauerhaft. Hierzu zählt die Chromgerbung und die Pflanzengerbung.

Durch die unechte Gerbung, zu der zum Beispiel die Alaungerbung und Trangerbung gehören, entsteht eine instabile Verbindung zwischen Leder und Gerbstoffen. Das Leder ist entsprechend empfindlich gegen Feuchtigkeit und Hitze.

Die deutsche Gerberei Südleder setzt auf höchste Qualitätstandards durch konsequentes ökonomisches und ökologisches Handeln. Die regionalen Wurzeln sind dem Unternehmen sehr wichtig, daher gehört Südleder zu einer der wenigen Gerbereien die noch in Deutschland sitzen.

Gerb-Arten im Überblick


1. Chromgerbung

  • seit 1900 die verbreitetste Gerbmethode
  • mit Chrom (III)-Salzen gesundheitlich unbedenklich
  • circa 75-80 Prozent der weltweiten Produktion
  • kurze Produktionszeit von wenigen Tagen
  • bläulich graue Färbung

 

2. Pflanzliche Gerbung

  • Gerbung mit Eichen- oder Fichtenrinden, Quebrachoholz, Tara-Schoten, Olivenblättern, Rhabarberwurzeln oder Mimosarinde
  • Produktionszeit von 15 Monaten oder länger
  • circa 5000 Jahre altes Gerbverfahren
  • heute nur noch circa 10-12 Prozent der weltweiten Produktion
  • bräunliche Färbung

Lederhäute in einer Gerberei

3. Trangerbung

  • Oxiydation von Tran = Fischöl
  • Produktionszeit 3-4 Monate
  • ältestes bekanntes Gerbverfahren (seit circa 6000 v. u. Z.)
  • gelbliche Färbung

4. Alaungerbung

  • Gerbung mit Aluminiumsalzen
  • sehr empfindliches Leder
  • weiße Färbung

5. Synthetische Gerbung

  • Gerbung mit künstlich erzeugten Stoffen: Formaldehyd, Glutaraldehyd, Phenole und Acrylate
  • Leder empfindlich gegen Feuchtigkeit und Hitze
  • häufig in Kombination mit Chromgerbung oder Pflanzengerbung
  • weiße Färbung

Das Gerben ist der wichtigste Verarbeitungsprozess bei der Herstellung von Leder, es folgen jedoch noch weitere Schritte, um die gewünschten Eigenschaften des Leders zu erreichen. Aber fangen wir einmal ganz von vorne an.

Lederherstellung Schritt für Schritt:

Die ersten Schritte der Lederverarbeitung, die Wasserprozesse, erfolgen in riesigen rotierenden Fässern.

 

1. Weichen des Leders

Nach der Anlieferung wird das Rohmaterial von Schmutz und Konservierungssalzen befreit. Es erhält seinen ursprünglichen Wassergehalt zurück und wird so auf die Weiterverarbeitung vorbereitet.

 

2. Äschern des Leders

Durch das Zugeben von Kalk und Schwefelverbindungen wird das Rohmaterial von Haaren und der Oberhaut befreit. In diesem Herstellungsschritt werden Hautfasern für die Bindung der Gerbstoffe vorbereitet.

 

3. Entfleischen des Leders

Mit scharfen Messerwalzen werden das Unterhautbindegewebe, Fleischreste und nicht kollagene Eiweiße und Fettsubstanzen von der Haut entfernt.

 

4. Spaltung des Leders

In diesem Herstellungsschritt wird der haarseitige Narbenspalt vom körperseitigen Fleischspalt getrennt. Der Narbenspalt wird anschließend zu Glatt-, der Fleischspalt zum Beispiel zu Veloursleder weiterverarbeitet.

 

5. Die Blöse

Die nun entstandene Blöse ist die "nackte" Haut, die während der Gerbung zu Leder weiterverarbeitet wird. Dieses reine Kollagen ist ein faseriges Bindegewebseiweiß, das durch sein dreidimensionales Fasergeflecht besonders stabil und strapazierfähig ist.

 

6. Beizen, Pickeln und Gerben des Leders

Nun wird die Blöse erneut in einem rotierenden Fass mit Säure und Salz vorbereitet und anschließend im wässrigen Milieu mit dem für die Herstellung des Endprodukts notwendigen Gerbstoff versetzt. Während der Gerbung wird das Leder konserviert und wird so widerstandsfähig gegen Fäulnis und Wärmebelastung.

 

7. Abwelken des Leders

Anschließend wird das Leder durch riesige Walzen entwässert.

 

8. Sortieren des Leders

Die Verwandlung von roher Tierhaut in Leder ist vollbracht. Nun wird das Leder nach verschiedenen Qualitätskriterien sortiert, bevor es an die Weiterverarbeitung geht.

 

9. Falzen des Leders

In diesem Herstellungsschritt wird das Leder erneut durch riesige Walzen gezogen, die das Narbenleder auf eine gleichmäßige Stärke bringen.

 

10. Nasszurichtung

Die für die Gerbung zugegebene Säure wird neutralisiert. Anschließend wird das Leder gefärbt und gefettet. Die Verarbeitungsverfahren unterscheiden sich je nach Lederart.

 

11. Trocknen des Leders

Beim Abwelken und Ausrecken wird eingelagertes Wasser aus den Lederfasern entfernt, das Leder wird geglättet und gesteckt. Daraufhin wird es je nach Lederart mit einem entsprechenden Trocknungsverfahren getrocknet.

 

12. Stollen des Leders

Durch das Trocknen kommt es in den Lederfasern zu Verklebungen. Um diese zu lösen, wird das Leder maschinell gewalkt.

 

13. Hydrophorbierung

Während diese Herstellungsschritts wird das Leder je nach Verwendungszweck gegen Wasser und Schmutz imprägniert.

 

14. Zurichten des Leders

In der Trockenzurichtung erhält das Leder mithilfe unterschiedlicher mechanischer und chemischer Behandlungen sein endgültiges Aussehen. Hier entscheidet sich, ob das Leder eine glänzende oder matte und eine glatte oder genarbte Oberfläche haben soll. Durch das Bedrucken oder Prägen des Leders kann die Optik noch einmal stark verändert und an aktuelle Moden oder die Vorlieben der Kunden angepasst werden.

 
15. Endkontrolle

Bevor das Leder in den Versand gegeben wird und seine Reise zur Lederwarenmanufaktur antritt, durchläuft es noch eine letzte Kontrolle. Hier wird sichergestellt, dass während der Herstellung alle Anforderungen eingehalten wurden. Anschließend werden die Leder nach ihren Qualitätsmerkmalen sortiert, vermessen, verpackt und verschickt.

 

Vom Leder zur Lederware - Die Kunst der Feintäschnerei

Das fertig verarbeitete Leder wird nach der Herstellung und dem Versand in der Ledermanufaktur noch einmal auf seine Qualität geprüft und daraufhin zum Beispiel zu Taschen, Geldbörsen, Gürteln oder Schuhen verarbeitet. Hierfür muss das Leder zugeschnitten und anschließend in der Fertigung wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Bei diesem kunstvollen Handwerk kommen die Fertigkeiten des Feintäschners zum Einsatz, der in vielen, kleinen Schritten - vom Design über den Schnittentwurf bis hin zur Fertigung - das Leder in eine Tasche oder Börse verwandelt.

Erfahren Sie, wie eine Geldbörse entsteht und werfen Sie mit uns einen Blick hinter die Kulissen der Lederwarenmanufaktur.