Ledermanufaktur in Kirn

Ein Blick hinter die Kulissen einer Lederwarenmanufaktur.

Wie entsteht eine Geldbörse?

Mindestens eine Geldbörse besitzt wohl jeder von uns. Manchen interessiert bei der Wahl seines Geldbeutels die reine Funktion, der nächste legt Wert auf Qualität und wieder ein anderer ist vielleicht sogar im Besitz mehrerer, modischer Portemonnaies. Doch wie entsteht so ein Geldbeutel eigentlich? Welche Arbeitsschritte sind für die Herstellung nötig und wie entstehen die Preisunterschiede bei den unterschiedlichen Produkten? Bei Braun Büffel in Kirn, einer Kleinstadt mit einer langen Tradition in der Lederindustrie im Herzen von Rheinland-Pfalz, entstehen Kleinlederwaren noch in Handarbeit.

Die Geldbörse: Ein Naturprodukt, in Handarbeit gefertigt

Manfred Goll ist seit über 30 Jahren Feintäschnermeister und Produktionsleiter bei der Firma Braun. Sein Beruf macht ihm bis heute großen Spaß, auch wenn er den Weg in die Feintäschnerei eher zufällig eingeschlagen hat.

"Mir war es wichtig mit einem Naturprodukt zu arbeiten," so der Meister. Eigentlich wollte er Schreiner werden, doch gab es 1975 keine freie Lehrstelle. Und so brachte ihn ein Gesuch beim Arbeitsamt zur Firma Braun und in die Ausbildung zum Feintäschner. 1987 absolvierte Manfred Goll seine Meisterprüfung und übernahm anschließend auch die Produktionsleitung des Betriebs. "Bei uns muss der Kunde vielleicht ein bisschen mehr für seine Geldbörse ausgeben. Dafür bekommt er aber auch die entsprechende Qualität", verspricht er. Aber fangen wir von vorne an.

Einkauf und Qualitätskontrolle: Das Leder lesen

Die Entstehung einer Geldbörse beginnt mit dem Leder. Wenn dieses angeliefert wird, muss es zunächst einmal kontrolliert werden. Die Qualität, Eigenschaften und Beschaffenheit des Leders bestimmen, was man daraus fertigen kann. Dabei unterscheidet der Feintäschner nicht nur zwischen, sagen wir, Rind-, Büffel- und Yakleder. "Im Leder spiegelt sich auch der Charakter des Tieres wider", so Manfred Goll. Jedes Leder hat Fehler. Verletzungen wie Bisswunden, aber auch Mückenstiche hinterlassen ihre Spuren. "Das eine Tier möchte zeigen, dass es der Stärkste ist, das andere sitzt lieber in der Ecke und möchte seine Ruhe haben", erklärt Manfred Goll. Das Leder des kampflustigen Tieres ist geprägt von Bisswunden und Narben. Das friedliebende Tier liefert ein ebenmäßigeres Leder – logisch!

"Bei der Herstellung unserer Lederwaren legen wir Wert darauf, dass unser Leder überwiegend naturbelassen bleibt. Darum ist es so wichtig, auf das Material einzugehen. Wir müssen das Leder lesen können."

Auch das Leder eines einzelnen Tieres kann stark variieren. Bauchseitig beispielsweise ist das Narbenbild des Leders loser und weicher, am Rücken ist es fester und ebenmäßiger. "Bei jedem Leder geht man letzten Endes einen Kompromiss ein", sagt Herr Goll, "Doch genau das macht die Arbeit so interessant."

Die Zuschneiderei: Stanzen, spalten, prägen, schärfen

Sobald die Qualität des Leders geprüft wurde, geht es weiter in die Zuschneiderei. Hier werden die einzelnen Lederteile zugeschnitten. Bei der Herstellung von Prototypen passiert das von Hand mithilfe feinsäuberlich hergestellter Papierschablonen. Geht eine Tasche in Produktion, wird für jede der Schablonen ein Stanzwerkzeug angefertigt. Anschließend übernimmt den Zuschnitt eine Stanzmaschine. Der Stanzer muss jedoch während der Herstellung weiterhin entscheiden, welches Lederstück sich am besten für welchen Teil der Geldbörse eignet. Die Herausforderung ist es, ein qualitativ einwandfreies Portemonnaie herzustellen und dabei den Materialausschuss gering zu halten.

 

Anschließend wird das Leder mithilfe einer Maschine auf die gewünschte Verarbeitungsstärke "gespalten", das heißt dünner geschnitten. Dabei bleiben die Außenteile des Portemonnaies etwas stärker als beispielsweise die Lederteile, aus denen später die Kreditkartenfächer entstehen. Ziel ist es, eine möglichst dünne Geldbörse herzustellen, die dennoch widerstandsfähig und funktional ist. Im nächsten Schritt werden die Börsenteile bei ungefähr 130 Grad mit dem Firmenlogo geprägt. Je nach Leder, Färbung und Stil der Geldbörse, bleibt die Prägung pur oder wird mit transparenten oder farbigen Folien hervorgehoben. Zuletzt werden die Kanten "geschärft", also mithilfe einer Maschine dünner geschnitten, damit sie sich im folgenden Herstellungsprozess besser umlegen lassen. Dann beginnt die Handarbeit des Feintäschners.

Nähmaschine der Marke Pfaff mit Lederstück

Viele kleine Puzzleteile - Die Fertigung

 

Fingerfertigkeit heißt das Schlüsselwort. "Von jetzt an kommen nur noch zwei/drei Maschinen zum Einsatz: Eine Steppmaschine, um die Naht anzubringen, eine Druckknopfmaschine, um den Druckknopf des Münzfachs anzudrücken und Nietmaschinen, um beispielsweise das Logo anzunieten", erklärt Manfred Goll.

Eine Geldbörse besteht aus vielen einzelnen Teilen, die in der Fertigung mit viel Liebe zum Detail wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Leder, Futter und Verstärkungsmaterialien werden in pedantischer Feinarbeit in einem ständigen Wechselspiel aus Kleben und Nähen zu einer Börse verarbeitet. Millimeterarbeit - im wahrsten Sinne des Wortes.

Feintäschnerin näht eine Naht einer Geldbörse zu

Die Feintäschnerei - Ein Schöpferischer Prozess

Die Manufaktur von Braun Büffel in Kirn ist der einzige in Rheinland-Pfalz, der noch Feintäschner*innen ausbildet. 

Vor allem die Vielseitigkeit des Berufs reizt junge Menschen. "Man kann so vieles aus Leder herstellen – Börsen, Taschen, Gürtel und Schlüsseletuis – und dann ist auch jede Börse anders, genauso wie sich jedes Leder anders verarbeiten lässt", sagt eine Auszubildende. Ihren Beruf beschreibt die junge Feintäschnerin als kreativ und abwechslungsreich. "Besonders gefällt mir, dass man am Ende ein Produkt in den Händen hält", erklärt sie. Das Schöpferische, etwas zu erschaffen, was man anfassen kann, ein Produkt, das heranwächst vom Entwurf bis zur fertig produzierten Börse, das beschreibt auch Herr Goll als besonders erfüllend. Gerade die Herstellung von Prototypen empfindet der Meister immer wieder als spannenden Prozess: "Man hat zunächst mal nur eine Zeichnung und muss dann anhand dieser Zeichnung das Material zusammensetzen. Wenn dann am Ende ein Produkt herauskommt, bei dem alles passt, ist das wirklich eine tolle Geschichte", schwärmt Manfred Goll.

Was macht die Produkte von Braun Büffel so besonders?

 

"Wer die Marke Braun Büffel kennt, weiß, dass bei uns nur hochwertiges Leder eingesetzt wird", beschreibt der Meister die Vorzüge seines Produkts, "Wir legen Wert darauf, wo unser Leder herkommt und wo es gegerbt wird."

Doch nicht nur das Rohmaterial wird mit Liebe ausgesucht. Auch während der Herstellung der Lederprodukte achtet der Feintäschner darauf, dass die Struktur und Farbe der Lederteile zusammenpassen, die Steppnähte exakt mit dem Stil der Börse harmonieren und am Ende ein makelloses, einzigartiges Produkt entsteht. Auch die Produktionsstätte schlägt sich auf die Qualität, aber natürlich auch auf den Preis nieder. "Es gibt auch bei unseren Kollektionen Unterschiede", erklärt Manfred Goll, "Wir bieten günstigere Einsteigermodelle und Modeartikel an, genauso wie hochpreisigere, hochwertigere Produkte für unsere besonders anspruchsvollen Kunden."

Qualitätsmerkmale von Lederwaren

Die günstigeren Modelle werden bei den Partner-Produktionsstätten in Asien hergestellt, während die Premium-Produkte der "Made in Germany"-Kollektion in Deutschland unter den Augen des Produktionsleiters persönlich entstehen. Doch auch bei den Partner-Firmen in Asien kontrolliert der Meister immer wieder die Arbeitsqualität und -bedingungen vor Ort. "Qualität hat ihren Preis", sagt Manfred Goll, "das gilt auch für die ausländischen Firmen. Das wissen wir und das zahlen wir auch. Deshalb wird man bei Braun Büffel niemals eine Geldbörse für unter 30 Euro bekommen."

Damit sich für die Kunden die Investition in ein Lederprodukt von Braun Büffel lohnt, wird nicht nur bei der Wahl des Materials und bei der Herstellung auf Qualität geachtet. Die Firma bietet außerdem einen lebenslangen Reparaturservice an. "Dieser nützt der Firma genauso wie dem Kunden", gibt Herr Goll zu denken, "Wenn etwas häufig kaputt geht, zeigt uns das, dass wir an dieser Stelle bei der Herstellung etwas ändern müssen, um die Qualität zu verbessern."

Die Feintäschnerei: Ein Beruf mit Zukunft?

Die Braun Büffel Feintäschner brennen für ihre Arbeit. Es gibt immer weniger junge Menschen, die sich für den Beruf des Feintäschners interessieren. "Viele Firmen produzieren immer mehr im Ausland", überlegt Manfred Goll, "Die jungen Leute und auch ihre Eltern haben Angst, dass der Beruf keine Zukunft hat." Dennoch glaubt Herr Goll an den Berufszweig der Feintäschnerei: "Wer Interesse hat und Spaß an seinem Beruf, der wird gut sein, der kann sich weiterbilden, seine Meisterprüfung machen und sich mit seinem Beruf entwickeln."

Auch Manfred Golls Aufgaben haben sich mit der Zeit verändert. Als Geselle hat er noch technische Zeichnungen der Lederwaren für den Produktkatalog bei Braun Büffel angefertigt. Diese Aufgabe haben heute längst digitale Programme übernommen. Heute besteht ein Teil seines Jobs darin, um die Welt zu fliegen und die Produktionsstätten in Asien zu besuchen. Aber auch die Entwicklung und Herstellung einer Börse von der Lederkontrolle bis zum Endprodukt, bereitet dem Meister bis heute große Freude. Sein neustes Lieblingsstück ist ein drei Wochen altes Portemonnaie aus Wasserbüffelleder, das es noch nicht auf dem Markt gibt. Etwas ganz Besonderes eben.

Lederprodukte mit Charakter

Mit einem Naturprodukt zu arbeiten, das hat Manfred Goll vor 45 Jahren zur Feintäschnerei gebracht und das macht die Herstellung von Lederwaren für ihn bis heute zur Herausforderung. Am Büffelleder liebt er, dass sich das Material mit dem Tragen verändert: "Ich mag das, wenn die Börse mit der Zeit ein bisschen abgegriffen aussieht, das gibt ihr Patina." Ein Portemonnaie darf also benutzt aussehen. Zu große Einsparungen bei der Herstellung der Lederwaren auf Kosten der Qualität gehen aus der Sicht des Feintäschnermeisters allerdings gar nicht: "Man muss sich entscheiden, ob man nur irgendein Produkt kaufen will, oder eines, zu dem man eine Beziehung aufbaut." Ein Produkt mit Charakter eben, eines fürs Leben, aus einem Naturprodukt, so dass kein Modell ganz dem anderen gleicht.