Nachhaltigkeit, Umwelt- und Tierschutz, Haltbarkeit und Wertigkeit – es gibt viele Aspekte, die bei der Entscheidung zwischen echtem Leder und Lederimitaten eine Rolle spielen. Dabei fällt die Entscheidung nicht so leicht, wie man auf Anhieb vielleicht denken mag: Böses Plastik oder tierfreundliche Alternative? Wertvolles Naturprodukt oder unnötige Tierquälerei? Wie so oft im Leben gibt es auch beim (Kunst-)Leder kein Schwarz oder Weiß. Sowohl Echt- als auch Kunstleder haben nennenswerte Vor- und Nachteile. Welche? Die entscheidenden Unterschiede erklären wir hier.
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn es gibt heute eine große Vielfalt an unterschiedlichen Materialien, die Optik, Haptik und weitere positive Eigenschaften von Leder imitieren. Allen gemein ist, dass sie auf einer Gewebeschicht basieren, die in der Regel mit einer Kunststoff-Membran überzogen wird. Durch die künstliche Herstellung der Lederimitate, können deren Eigenschaften während der Produktion gezielt beeinflusst und an ihren späteren Einsatzzweck angepasst werden.
Zu den Kunstledern mit Kunststoffbeschichtung gehören, neben den herkömmlichen PVC-Kunstledern, auch Lederimitate auf Pflanzenbasis wie Eukalyptusleder, Apfelleder und Piñatex. Bei der Herstellung dieser Pflanzenkunstleder wird zunehmend Wert auf Recycling gelegt, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Dennoch ist der Einsatz von Erdöl bei den meisten Kunstlederarten ökologisch nicht unbedenklich und sollte nicht außer Acht gelassen werden. Gerade günstige Lederimitate stellen eine hohe Umweltbelastung dar. Mit billigem Plastikleder, das nicht lange hält, landen jede Menge schädliche Kunststoffe im Müll und im schlimmsten Fall in unseren Meeren.
Andere pflanzliche Lederimitate wie Korkleder und Trama (Pilzleder) kommen ohne Kunststoffbeschichtung aus und sind aus ethischer und ökologischer Sicht eine nennenswerte Alternative zum natürlichen Leder. Sie unterscheiden sich jedoch in ihren Eigenschaften teilweise stark von Echtleder, was – je nach Einsatzzweck – sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein kann.
Im Unterschied zu echtem Leder ist man beim herkömmlichen Kunstleder nicht an die natürliche Beschaffenheit und Größe des Leders gebunden. Kunstleder wird meist als Meterware produziert und hat eine einheitliche Substanz. Der Verschnitt, der bei Leder durch natürliche Unregelmäßigkeiten im Material entsteht, wird beim Kunstleder vermieden. Nicht zuletzt dadurch können Produkte aus Lederimitaten oft wesentlich kostengünstiger produziert werden. Sehr gute Lederimitate haben jedoch auch ihren Preis.
Darüber hinaus sind viele Kunstlederarten sehr pflegeleicht, schmutz- und wasserabweisend und können leicht, teilweise sogar in der Waschmaschine gereinigt werden.
Um die rohe Tierhaut in ein haltbares, unverderbliches Stück Leder zu verwandeln, ist ein aufwendiger, langwieriger Arbeitsprozess notwendig, der – je nach Art, Verwendungszweck und Qualität des Leders – mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nimmt. Die Gerbung ist dabei nicht der einzige, aber doch der entscheidende Arbeitsschritt, der dem Leder seine Langlebigkeit verleiht. Die Art der Gerbung entscheidet darüber, wie schädlich die Produktion für die Umwelt ist. Es gibt heute sowohl pflanzliche als auch Chrom-Gerbungsverfahren, mit denen echtes Leder sehr umweltfreundlich hergestellt werden kann. Das Leder sollte unbedingt als Nebenprodukt der Fleischindustrie gewonnen werden. So kommt ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit hinzu.
Echtleder ist also sehr aufwendig in der Produktion, dafür entsteht bei qualitativ hochwertig produziertem Leder ein nachhaltiges Naturprodukt mit einzigartigem Charakter.
Echtes Leder ist von Natur aus abriebbeständiger, widerstandsfähiger und reißfester als Kunstleder. Vor allem im Vergleich zu günstigen Lederalternativen ist hochwertiges Echtleder umweltfreundlicher in der Produktion. Auch durch seine Langlebigkeit liegt das echte Leder im Vergleich zum Kunstleder vorne. Wichtig ist dabei jedoch die richtige Pflege. Ist diese gewährleistet, kann ein Echtlederprodukt viele Jahre und Jahrzehnte überdauern und sogar an die nächste Generation weitergereicht werden.
Zudem ist jedes Produkt aus echtem Leder im Unterschied zu Kunstlederprodukten ein unverwechselbares Unikat, da das Naturprodukt Leder eine stets einzigartige Narbenstruktur zeigt.
Ob man nun echtes Leder oder Kunstleder bevorzugt, liegt im Ermessen des Einzelnen. Grundsätzlich sollte man sich möglichst detailliert über die Herkunft-, Produktion und Qualität seines (Kunst-)Lederproduktes informieren. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Kunstleder und Echtleder, denn die Herstellung und Langlebigkeit sind IMMER entscheidend für die Umweltverträglichkeit und Qualität des Leders. Hier ist Transparenz gefragt: Hersteller mit einem qualitativen und ethischen Anspruch legen ihre Herstellungsmethoden gern offen. Nachfragen lohnt sich!