Die Menge der unterschiedlichen Lederarten ist so vielseitig wie die Einsatzgebiete von Leder. Dabei werden viele Lederarten, wie beispielsweise Veloursleder und Wildleder, im Alltag fälschlicherweise synonym gebraucht. Doch was unterscheidet die unterschiedlichen Lederarten, welche Lederarten gibt es und wo und wofür kommen sie zum Einsatz? Wir bringen Licht ins Dunkel.
Bei der Einteilung der Lederarten spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel, von welchem Tier die verarbeitete Haut stammt, aber auch, wie diese verarbeitet, gegerbt und veredelt wurde. Schweins-, Lamm- und Rindshäute werden am häufigsten für die Lederherstellung verwendet. Diese Häute werden als Nebenprodukt der Fleischindustrie gewonnen.
Die Menge an unterschiedlichen Lederarten und Begrifflichkeiten ist riesig. Wir wollen hier einen Überblick über die gängigsten Lederarten geben.
Da Rindleder sehr stabil, fest und widerstandsfähig ist, wird es viel für die Herstellung von Schuhen, Taschen, Möbeln und Autopolstern verwendet. Das Leder fällt in der Lebensmittelindustrie in größeren Mengen an und ist somit preiswerter als exotische Lederarten. Rindleder ist die weltweit verbreitetste Lederart.
Kalbleder stammt vom Jungrind und ist ausgesprochen fest und gleichmäßig. Es hat ein sehr feines, dichtes Narbenbild und gilt als besonders hochwertig.
Das Leder vom Büffel ist ein offenporiges Anilinleder. Im Vergleich zu herkömmlichen Rindledern ist es deutlich grobporiger. Es gilt als robust und langlebig, ist jedoch durch seine unversiegelte Oberfläche feuchtigkeitsempfindlich. Es wird für Polstermöbel verwendet, aber auch für Portemonnaies sowie Brief- und Handtaschen.
Durch seinen angenehm weichen Griff ist Lammleder vor allem in der Bekleidungsindustrie sehr beliebt. In der Regel zu Glattleder verarbeitet wird es zur Herstellung von Lederjacken, -röcken, -hosen und -kleidern verwendet. Auch für Accessoires wie Handschuhe, Gürtel, Geldbörsen und Taschen wird diese Lederart gern eingesetzt.
Das Leder der Ziege gilt als wasserabweisend, biegsam und widerstandsfähig. Gleichzeitig ist diese Lederart fein, geschmeidig und leicht und noch dazu preiswert.
Das Leder des europäischen Hausschweins zeichnet sich durch eine charakteristische Narbung aus. Schweinsleder ist vergleichsweise günstig und wird häufig zu Velourleder oder gedecktem Glattleder verarbeitet. Es kommt vor allem in der Bekleidungsindustrie zum Einsatz.
Ein besonderes Schweinsleder vom südamerikanischen Nabelschwein, einer freilebenden Wildschweinart, ist das Peccary. Es ist außergewöhnlich geschmeidig und wird insbesondere für besonders hochwertige Handschuhe verwendet.
Das Leder von Pferden, auch Cordovan, kommt vor allem bei der Produktion von hochwertigen Lederschuhen auf dem amerikanischen Markt zum Einsatz. Seltener wird es zu Lederjacken verarbeitet. Es ist schwer und steif und sehr aufwendig in der Herstellung.
Unter dem Begriff Reptilleder werden alle Lederarten zusammengefasst, die von Reptilien stammen. Dazu gehören Lederarten wie Schlangenleder, Krokodilleder und Alligatorleder. Die Nutzung von Reptilleder ist aufgrund der Seltenheit und Bedrohungslage vieler Reptilien umstritten. Häufig wird Reptilleder durch die Prägung anderer Lederarten, wie Rindleder, imitiert.
Diese Lederart wird gern mit Velour- oder Nubukleder verwechselt. Wildleder beschreibt jedoch eine Volllederart, die vom Wild, also zum Beispiel vom Hirsch, Reh oder Elch, stammt. Es ist ein sehr hochwertiges Leder. Es wird oft chromgegerbt, wodurch das Leder seinen schönen, soften Griff erhält.
Glattleder werden Lederarten genannt, deren Narbenseite nach außen verarbeitet ist. Man unterscheidet zwischen gedecktem und feinem Glattleder. Gedecktes Glattleder ist ein zugerichtetes, oberflächenpigmentiertes Leder. Diese Lederart ist durch seine Farbschicht auf der Oberfläche sehr widerstandsfähig und wasserabweisend.
Das offenporige Glattleder, auch Anilinleder, ist im Gegensatz zu gedeckten Glattleder sehr feuchtigkeits- und schmutzempfindlich, da die Oberfläche nicht versiegelt ist. Es wird ausschließlich mit löslichen Farbstoffen durchfärbt.
Das chromgegerbte, vollnarbige Nappaleder ist eine Lederart, die meist aus Lamm- oder Kalbleder oder auch aus Büffelleder gewonnen wird. Es zeichnet sich durch eine geschmeidige Oberfläche und eine besonders natürliche Narbenstruktur aus.
Lackleder ist eine Glattlederart, deren Narbenseite komplett mit einer Lackschicht versiegelt wird. Diese Lederart ist luftdicht und wasserabweisend, jedoch ist sie sehr empfindlich gegen Kratzer und Abschürfungen. Lackleder wird vor allem für Schuhe, aber auch für die Herstellung von Geldbörsen und Handtaschen verwendet.
Unter dem Begriff Rauleder werden Lederarten zusammengefasst, die sich durch eine aufgeraute Oberfläche auszeichnen. Hierzu gehören das Veloursleder und Nubukleder. Achtung: Wildleder wird fälschlicherweise oft umgangssprachlich synonym mit den Begriffen Veloursleder und Nubukleder verwendet. Der entscheidende Unterschied zwischen Glattleder und Rauleder ist, dass beim Rauleder die Oberfläche des Leders angeschliffen beziehungsweise gespalten wird. Wildleder hingegen ist ein Vollleder, das von unterschiedlichen wildlebenden Tieren stammt.
Durch Spaltung des Leders, also durch das Abspalten der obersten Hautschicht, entsteht ein Leder mit einer beidseitig velourigen Oberfläche. Das Fasergefüge der Haut ist auf der Rückseite etwas loser als auf der Vorderseite. Es ist eine preiswertere Lederart, da es sich nur um den unteren Spalt des Leders handelt. Es kommt bei günstigen Lederwaren, Schuhen und Taschen zum Einsatz.
Das raue Vollleder entsteht, indem die Narbenseite angeschliffen wird. Hier durch entsteht ein sehr feiner, samtigen Griff. Nubukleder wird meist aus Rind- oder Kalbhäuten hergestellt und wird für modische Lederwaren verwendet.
Beim Prägen wird das natürliche Narbenbild der Tierhaut verändert. Durch das Aufpressen oder Aufwalzen eines neuen Narbenbildes werden beispielsweise die Narbungen anderer, seltenerer Lederarten, wie Krokoleder oder Straußenleder, imitiert.
Die Lederart ist entscheidend, wenn es um die richtige Pflege des Leders geht. Achten Sie deshalb bei der Reinigung und Aufbereitung Ihrer Lederprodukte unbedingt zuallererst darauf, um welche Lederart es sich handelt und lassen Sie sich im Zweifelsfall in einem Fachgeschäft beraten.